FSKB Info 2022

Nachhaltiger Strassenbau:
der Weg des ASTRA

Nachhaltiges Handeln bedeutet, dass alle Aspekte der drei vernetzten Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft berücksichtigt und bestmöglich aufeinander abgestimmt werden. Für das ASTRA leitet sich daraus die zentrale Frage ab, wie künftig nachhaltigere Infrastrukturprojekte realisiert werden können.
Gastbeitrag von Guido Biaggio, Vizedirektor des Bundesamts für Strassen (ASTRA)

Unsere Infrastruktur muss viele Anforderungen erfüllen: Sie muss sicher, verfügbar, dauerhaft, umweltfreundlich, qualitativ hochstehend und wirtschaftlich sein sowie die höchsten Standards erfüllen. Alle diese Parameter werden in den ASTRA-Projekten sorgfältig analysiert und geprüft, damit nur nachhaltige Projekte realisiert werden. Heute wäre es schlicht utopisch, zu denken, dass «nicht nachhaltige» Projekte genehmigungsfähig wären. Darum setzt sich das ASTRA in diesem Bereich schon seit vielen Jahren hohe Anforderungen.

Die Wiederverwendung des Aushubes und der Baumaterialien verbessert den Schutz der Umwelt.

Mit dem Inkrafttreten des neuen Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) und der Einführung des neuen Beschaffungshandbuches des ASTRA wurde ein weiterer Schritt in Richtung «mehr Nachhaltigkeit» gemacht. In den Ausschreibungen der Bauleistungen wird nun ein neues Zuschlagkriterium «Nachhaltigkeitsanalyse» berücksichtigt. Eine tiefere Preisgewichtung zugunsten der Qualitätskriterien sollte wie vom Gesetzgeber vorgegeben zu wirtschaftlich günstigeren und nicht einfach zu preisgünstigeren Zuschlägen führen.

Grosser Hebel in der Projektierungsphase

Wenn wir aber die Nachhaltigkeit wirklich fördern und als Mehrwert in unseren Projekten betrachten wollen, müssen wir schon in einer viel früheren Phase beginnen. Im Rahmen der Projektierung haben wir die Möglichkeit, bereits in der strategischen Phase die Investitionen für unser Netz unter Berücksichtigung der zukünftigen Entwicklungen (STEP-Botschaft) auszurichten. So können wir schon früh zusätzliche Nutzungen der Infrastrukturen prüfen und in Absprache mit den betroffenen Regionen auch weiter vertiefen. Dies erhöht die Chance, dass sie letztlich realisiert werden. Eine Überdeckung ist beispielsweise nicht nur eine Lärmschutzmassnahme, sondern sie kann auch als Park genutzt werden, wie die Einhausung Schwamendingen zeigt, die 2024 abgeschlossen sein wird.

Überdeckungen sind eine wirksame Lärmschutzmassnahme und ermöglichen zusätzliche Nutzungen.
Quelle: Bundesamt für Strassen (ASTRA)

Alternative Materialien (Holz, Stahl usw.) sowie die Wiederverwendung des Aushubes und der Baumaterialien, wie von der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) vorgegeben, sind eine weitere Möglichkeit zur Schonung von Ressourcen und somit für einen verbesserten Schutz der Umwelt. Bei der Grossbaustelle der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels zeigen wir, dass man das Ausbruchmaterial wiederverwenden kann, ohne die regionalen Deponien unnötigerweise zu füllen. Das Aushubmaterial ist als Chance zu sehen, um Mehrwerte zu schaffen, und dafür brauchen wir innovative Ideen. Das gilt auch für das Asphaltrecycling als eine weitere zentrale Thematik in unserem Tagesgeschäft. Denn: Nur eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft ist zukunftsweisend. Wir streben hier einen 100%-Recyclinggrad an und beteiligen uns aktiv an mehreren Forschungsprojekten, die uns dieses Ziel ermöglichen werden.

Handlungsmöglichkeiten haben wir auch im Rahmen des Energieverbrauchs. Wir sparen Strom mit der Ausrüstung der Tunnel mit LED–Beleuchtung und sind daran, das Solarenergiepotenzial (100 GWh/a) entlang der Autobahnen für den Strombedarf der Nationalstrasse auszuschöpfen.

Innovationen beim Lärmschutz und Reduktion des CO2-Ausstosses

Mit innovativen Lösungen wie dem Einbau von Gussasphalt auf offener Strecke versuchen wir, die herausfordernden Vorgaben der Lärmschutzverordnung einzuhalten und parallel dazu eine längere Nutzungsdauer des Belages zu erreichen.

Die Elektrifizierung des Verkehrs ist eine ambitiöse Zielsetzung und eine wichtige Aufgabe im ASTRA.

Auch im täglichen Betrieb der Nationalstrassen gibt es Potenzial zur Senkung des CO2-Ausstosses. Einen wichtigen Beitrag hier leistet die zunehmende Elektrifizierung des Fahrzeugparks in der Schweiz, aber auch im betrieblichen Unterhalt und in der Bautätigkeit generell. Die Elektrifizierung des Verkehrs ist eine ambitiöse Zielsetzung der Roadmap Elektromobilität 2025 und eine wichtige Aufgabe im ASTRA. Wir befinden uns mitten in der Umsetzungsphase bei der Ausrüstung der 100 Nationalstrassenrastplätze mit Schnellladestationen. Dies ist eine wichtige Aufgabe, um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen. Aktiv wollen wir in diesem Gebiet auch auf unseren Baustellen sowie im Betriebsbereich sein und wir planen anhand von Pilotprojekten, in Absprache mit unseren Vertragspartnern Erfahrungen zu sammeln und eine klare Stossrichtung zu definieren.

100 Nationalstrassenrastplätze werden zurzeit mit Schnellladestationen ausgerüstet.
Quelle: Bundesamt für Strassen (ASTRA)

Nachhaltigkeit ist für das ASTRA kein leeres Wort. Im Gegenteil: Wir leben Nachhaltigkeit aktiv und sehen sie als Chance, um unseren Beitrag an eine Gesellschaft mit einer tragfähigen, hohen Lebensqualität auch für kommende Generationen zu leisten.